Kirchen und Klöster
Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen an mittelalterlichen Kirchen und Klöstern in Südniedersachsen
Die wichtigsten Maßnahmen und Ergebnisse
Sieboldshausen, Gde. Rosdorf, Ldkr. GöttingenPfarrkirche St. Martin
- Rekonstruktion der romanischen Martinskirche in Sieboldshausen
Meensen, Gde. Scheden, Ldkr. Göttingen
Pfarrkirche St. Johannes Baptist
- Grab 2 in der Johanniskirche in Meensen
Im ungestörten Turmuntergrund Auffindung von drei hochmittelalterlichen Körpergräbern von mutmaßlichen Mitgliedern der örtlichen Niederadelsfamilie (Herren von Meensen) in symmetrischer Lageanordnung: eine mittige Grabgrube im Durchgang zum Saal (juvenil, Geschlecht unbestimmt), zwei Gräber im Innenraum jeweils an der seitlichen Innenwand. Grab 1 in einfacher Grube, Skelett eines ca. 60 Jahre alten Mannes in Rückenlage; Grab 2 in Steinkiste aus hochkant gestellten Steinplatten, darin Skelett einer ca. 70 Jahre alten Frau in Rückenlage, Kopf mit Steinunterfütterung leicht aufgerichtet. Aus allen drei Grabgruben zahlreiche Fundeinschlüsse, hauptsächlich Keramikbruch (weichgebrannte ältere Kugeltopfware, rauwandige Drehscheibenware) der Zeit vor 1100, in Grab 1 dazu ein zerscherbtes dünnwandiges Trinkglas mit vertikalen Fadenauflagen aus dem 13. Jahrhundert.
Meensen, Gde. Scheden, Ldkr. Göttingen
Wüstungskirche St. Laurentius
- Grabungsplan der romanischen Laurentiuskirche in Vriemeensen
Fundamente nur z. T. als massive Bausubstanz, dagegen überwiegend nur als Ausbruchgräben erhalten. Rekonstruktion als annähernd geostetes, mehrteiliges Gebäude mit einfachem Langhaussaal, querrechteckigem Westturm, um Mauerstärke eingezogenem Ostchor und nochmals eingezogener Halbrundapsis. Im Innenraum Fußbodenreste (gegossener Lehmestrich). Im Bauschutt zahlreiche Reste der Dacheindeckung mit Hohlpfannen (Mönch & Nonne, weiß engobierte Biberschwanzziegel). Gesamtlänge der Kirche 21,5 m, Datierung: spätes 12. Jahrhundert. Jüngerer Anbau an den Saal als nördliches Seitenschiff, darin bevorrechtigte Grablegen mehrerer Personen vermutlich des örtlichen spätmittelalterlichen Niederadels. Im Umkreis der Kirche diverse Bestattungen eines Kirchhofes, insbesondere unmittelbar am Chor mehrere Kleinkindgräber.
Hann. Münden, Ldkr. Göttingen
Wüstungskirche St. Laurentius
Von 1993 bis 1996 Ausgrabung und baugeschichtliche Untersuchung der Kirchenruine St. Laurentius in der präurbanen Vorgängersiedlung „Altmünden“ am westlichen Weserufer bei Hann. Münden. Siehe unter Wüstungen.
Hedemünden, Ldkr. Göttingen
Pfarrkirche St. Michaelis
- Hedemünden. Michaeliskirche. Ottonische Saalkirche und spätromanischer Bau
1. Im 9./10. Jahrhundert Erstbau einer einschiffigen Saalkirche mit um Mauerstärke eingezogener Halbrundapsis im Osten und innerer Abtrennung einer Empore im Westen, Länge insgesamt 17 m, Breite 8,7 m. Eigenkirche der Curtis mit herrschaftlicher Empore.
2. Um 1210 Neubau einer zweischiffigen spätromanischen Basilika oder Hallenkirche, beide - eingewölbte - Schiffe mit halbrunden Apsiden. Länge der Kirche (Hauptschiff) 24 m, Breite insgesamt 14 m. Als Bestandteil dieser Kirche sind heute ein frühgotischer, lebensgroßer Kruzifixus aus Holz sowie eine bienenkorbförmige Glocke, um 1300 gegossen, vorhanden.
3. In gotischer Zeit Umgestaltung zur Hallenkirche, Wegnahme der Konchen und Begradigung des Ostabschlusses, darauf Kalkseccomalereien; im Westen Errichtung des bergfriedartigen Turmes.
Die heutige Form der Kirche ist durch letzte barockzeitliche Umgestaltungen geprägt.
Die Grabungen erbrachten ein umfangreiches mittelalterliches und neuzeitliches Fundmaterial, insbesondere Siedlungsreste, dazu auch Bauschutt, u. a. polychrom bemalte Putzteile, Glasfensterscherben. Desgleichen Auffindung mehrerer Gräber von Pastoren und deren Verwandtschaft, datierbar - besonders durch mitvorhandene Grabplatten - in das 17. und 18. Jahrhundert.
Tiftlingerode, Stadt Duderstadt, Ldkr. Göttingen
Pfarrkirche St. Nikolaus
- Tiftlingerode. St. Nikolaus. Ottonische Baureste
Im Innenraum wie im Außengelände fanden sich Körpergräber, vermutlich überwiegend neuzeitlich.
Seulingen, Ldkr. Göttingen
Pfarrkirche St. Johannes Baptist
- Grabung in der Johanniskirche in Seulingen
1. Erstbau als romanische einschiffige Saalkirche mit um Mauerstärke eingezogenem, kreuzgewölbten Quadratchor, an dessen Ostwand innen das Fundament eines Blockaltars, im Westen des Saales innere Abtrennung einer Empore; Gesamtlänge 19 m. Zerstörung durch Brand im 13. Jahrhundert.
- Seulingen. St. Johannis. Schwarz: romanische Bauphase
2. Neubau als - in allen Richtungen - vergrößerte gotische Hallenkirche mit eingezogenem polygonalem Chor, darin der gemauerte Altarblock, im Westen ein quadratischer Turm (eventuell erst in spätgotischer Zeit angebaut). Gesamtlänge 30,5 m.
3. Umfangreiche Erneuerungen in der Barockzeit.
4. 1869 Abbruch des Chores, Errichtung eines Querhauses mit dreischiffigem Chorabschluss, Mittelschiff mit halbrunder Apsis.
Während der Grabung konnten mehrere Pastorengräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert vor dem ehemaligen gotischen bis barockzeitlichen Altar freigelegt werden. Ansonsten im Innenraum differenzierte Auffüll- und Fußbodenschichten mit Fundmaterial, u. a. Glockengussüberreste aus dem 13. Jahrhundert.
Bernshausen, Gde. Seeburg, Ldkr. Göttingen
Pfarrkirche St. Peter und Paul
- Bernshausen. Romanische Kirche St. Peter und Paul
Im Rahmen des mittelalterarchäologischen Projektes Bernshausen (Früh- bis Spätmittelalter, Curtis und Fluchtburg, Motte, Landgerichtsplatz, Dorfgenese, Siedlungslandschaft) erfolgte in zwei Kampagnen 1981 und 1986 die Freilegung größerer Teilbereiche des Fundamentverlaufes und des angrenzenden Friedhofs. Der ermittelte Grundriss zeigt einen spätromanischen dreiteiligen Kirchenbau mit einschiffigem Saal, um Mauerstärke eingezogenem Rechteckchor und quadratischem Westturm, Gesamtlänge rund 31 m, größte Breite 10,7 m. Verschiedene Indizien machen im Obergeschoss des - schon im Dreißigjährigen Krieg 1625 abgebrochenen - Turmes eine Empore wahrscheinlich.
Im Chorraum Auffindung einer doppelten (übereinander) Grablege der frühen Neuzeit, männliche Bestattungen in Rückenlage, 50 - 60 Jahre und zwischen 70 - 80 Jahre alt, aufgrund der Reste aufwändiger Textilien entweder Pastoren oder Mitglieder des Adels.
Reinhausen, Gde. Gleichen, Ldkr. Göttingen
Benediktinerkloster und Klosterkiche St. Christophorus
- Reinhausen. Benediktinerkloster
- Reinhausen. Kloster. Romanische Kirche und Umfassungsmauer
Weitere Untersuchungen, Probegrabungen und baugeschichtliche Analysen
Kloster Bursfelde bei Hemeln, Ldkr. Göttingen- Kloster Bursfelde
Im Zuge von Sanierungsarbeiten Gesamtfreilegung der Außenkanten der Kirchenfundamente. Dokumentation von Baufugen und Fundamenten der ehemaligen Anschlussbauten.
Ehemaliges Reichskloster Hilwartshausen nördlich von Hann. Münden, Ldkr. Göttingen
- Klostergut Hilwartshausen
Mehrere baubegleitende archäologische Untersuchungen, desgleichen Geländeprospektionen, seit 1985. Feststellung gut erhaltener massiver Bausubstanz im Untergrund des Domänenhofes, freigelegt bei Grabungsmaßnahmen, aber auch erkennbar als Gebäudekanten an der heutigen Oberfläche. Nach all dem steht das barocke Pächterwohnhaus exakt auf dem Mittelschiffgrundriss der ehemaligen romanischen Klosterkirche.
Literatur in Auswahl
K. Grote, Die Martinskirche in Sieboldshausen. Zur älteren Baugeschichte einer mittelalterlichen Erzpriesterkirche. - Göttinger Jahrbuch 29, 1981, 91-124.K. Grote, Zur ältesten Geschichte der Kirche St. Nikolaus in Tiftlingerode bei Duderstadt (Untereichsfeld). - Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 56, 1987, 403-416.
K. Grote, Zehn Jahre Kreisarchäologie Göttingen. - Veröffentlichungen des Braunschweigischen Landesmuseums 55, Braunschweig 1989.
K. Grote, Die Kirche St. Laurentius in Altmünden. Archäologische und baugeschichtliche Untersuchung der Kirchenruine in der Vorgängersiedlung Hann. Mündens. - Duderstadt 1986.
K. Grote, Hochmittelalterliche Grabfunde in der St. Johanniskirche in Meensen, Ldkr. Göttingen. - Göttinger Jahrbuch 44, 1996, 15-27.
K. Grote, Siedlungen und Burgen, Haupthöfe und Kirchen. Das Mündener Gebiet zwischen 800 und 1100. - In: Gegraben-Gefunden-Geborgen. Archäologische Spurensuche an Werra, Fulda und Weser. Hann. Münden 1998, 14-42.
K. Grote und S. Schütte (Bearb.), Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 17: Stadt und Landkreis Göttingen. - Stuttgart 1988, 74 ff., 194 ff. und 210 ff.
K. Grote, Kirchenarchäologie. - In: M. Hauff und H.-H. Ebeling (Bearb.), Duderstadt und das Untereichsfeld. Lexikon einer Landschaft in Südniedersachsen. Duderstadt 1996, 184-186.